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Medikamente als Ursache

Inkontinenz durch Medikamente: Arzneimittel können Blase schwächen

Manche Menschen haben nicht nur eine Krankheit und bekommen daher häufig mehr als ein Medikament verordnet. Das trifft besonders auf ältere Patienten zu, die oft auf verschiedene Arzneimittel angewiesen sind, sei es um zum Beispiel Herz-Kreislauf-, Nieren- und/oder Stoffwechselerkrankungen zu behandeln. Darunter findet sich eine Reihe von Medikamenten, die die Funktion der Harnblase negativ beeinflussen können.

Pillen in der Hand

Einer Untersuchung der Universität Witten/Herdecke zufolge haben zum Beispiel fast drei Viertel der Patienten, die mehrere Medikamente einnehmen müssen, sogenannte Symptome des unteren Harntrakts wie nächtliches oder häufigeres Wasserlassen, ungewollter Harnverlust etwa bei Belastung oder Harndrang.

Medikamente haben Einfluss auf die Harnblasenfunktion

Medikamente können auf verschiedenen Wegen die Harnblasenfunktion beeinflussen. So wirken einige direkt auf die Harnblase ein, indem sie zum Beispiel den Blasenmuskel schwächen oder stärken. Andere wirken auf den Blasenschließmuskel und können so eine bereits bestehende Belastungsinkontinenz verstärken. Daneben kann unter anderem eine medikamentenbedingte vermehrte Urinausscheidung der Blasenfunktion schaden oder im umgekehrten fall einen harnverhalt verursachen.

Verstärkte Wasserausscheidung bei Diuretika

Welche Medikamente können nun die Harnblase beeinflussen? Dazu zählen zum Beispiel die Diuretika ("Wassertabletten"), die etwa zur Therapie von Bluthochdruck oder bei einer Herzmuskelschwäche eingesetzt werden. Sie führen zu einer gesteigerten Ausscheidung von Flüssigkeit. Die erhöhte Urinmenge macht der Blase unter Umständen zu schaffen und kann ihr Fassungsvermögen überfordern. Häufiges Wasserlassen und Harndrang sind mögliche Folgen.

Ein anderes Beispiel sind Alpha-Rezeptorenblocker, die zur Behandlung einer gutartigen Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie, BPH) bei Männern oder gegen Bluthochdruck eingesetzt werden. Sie setzen die Spannung des Schließmuskels der Harnblase herab, was bei BPH durchaus gewollt ist. Aber sie können bei anderen Anwendungsgebieten zu Harninkontinenz führen oder deren Beschwerden verstärken.

Andere Medikamente machen die Blasenentleerung schwieriger, indem sie die Fähigkeit der Muskulatur sich zusammenzuziehen (Kontraktilität) herabsetzen. Dazu gehören zum Beispiel bestimmte Schmerzmittel wie Indometacin, Mittel gegen Depressionen (Antidepressiva) oder gegen Erkältungen. Harnverhaltung und Überlaufinkontinenz sind mögliche Folgen.

Auch ACE-Hemmer, die den Blutdruck senken, können indirekt eine bestehende Belastungsinkontinenz verstärken. Eine Nebenwirkung dieser Wirkstoffe ist nämlich Reizhusten, der den Druck im Bauchraum erhöht und so zu ungewolltem Harnverlust führt. Daneben gibt es noch weitere Medikamente, die sich ungünstig auf eine Harninkontinenz auswirken können.

Medikamente absetzen?

Was kann man bei einer Harninkontinenz, die durch Medikamente ausgelöst wurde, tun? Zunächst ist es wichtig, dass der Arzt von den Blasenproblemen weiß. Betroffene sollten daher keine Scheu haben, ihren Arzt darauf anzusprechen. Nur so kann er feststellen, welche Ursachen zugrunde liegen und ob ein verordnetes Medikament (oder mehrere) zu den Auslösern gehört.

Sind Medikamente verantwortlich für die Harninkontinenz beziehungsweise verstärkte Beschwerden, kann der Arzt zum Beispiel überprüfen, ob ihre Einnahme unbedingt erforderlich ist. Weitere Möglichkeiten sind unterer anderem ein Austausch von Medikamenten oder er verteilt die Einnahme auf mehrere kleinere Einzeldosen. Welche Maßnahmen für den Einzelnen infrage kommen, hängt von verschiedenen Faktoren ab und sollten mit dem Arzt besprochen werden.

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