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Atemaussetzer in der Nacht

Schlafapnoe: Nächtlicher Harndrang als Symptom

Wenn in der Nacht öfter der Atem stockt, wird dies als Schlafapnoe bezeichnet. Die Atemaussetzer können zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Nächtlicher Harndrang gilt als Symptom und bedarf daher einer ärztlichen Abklärung.

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© Getty Images/PeopleImages

Viele Menschen schnarchen – meist sind die hörbaren Atemgeräusche aber harmlos. Doch bei lautem, unregelmäßigem Schnarchen und dem Auftreten von Tagesschläfrigkeit könnte eine Schlafapnoe schuld an den nächtlichen Sägetönen sein. Im Gegensatz zum einfachen Schnarchen verbirgt sich dahinter eine behandlungsbedürftige Erkrankung.

Artikelinhalte im Überblick:

Harninkontinenz: Welche Formen gibt es?

Schlafapnoe: Was ist das?

Das Schlafapnoesyndrom (SAS) gehört zu den schlafbezogenen Atemstörungen (SBAS). Das Wort „Apnoe“ bezeichnet das Aussetzen der Atmung von mehr als zehn Sekunden, wobei die relevante Dauer dieser Atemaussetzer individuell sehr unterschiedlich sein kann. Bei der Schlafapnoe treten im Schlaf mehrmals solche kurzen Atemstillstände auf. Einfaches Schnarchen geht hingegen nicht mit einem Atemstillstand einher.

In etwa 90 Prozent der Fälle handelt es sich bei einer schlafbezogenen Atemstörung um das obstruktive Schlafapnoesyndrom (OSAS). Während des Schlafs kommt es öfter für kurze Zeit zu einem kompletten Verschluss (Obstruktion) im Rachenraum. Die damit verbundenen Atemaussetzer treten häufig im sogenannten REM-Schlaf (rapid eye movement-Schlaf) auf. Diese Schlafphase wird auch als Traumschlaf bezeichnet: In diesen Schlafstunden träumt der Mensch besonders viel und die Augen bewegen sich unter den geschlossenen Lidern schnell. Eine weitere, seltenere schlafbezogene Atemstörung ist das zentrale Schlafapnoesyndrom (ZSAS): Hierbei liegt eine Störung des Atemantriebs vor, ohne Verschluss der oberen Atemwege – zum Beispiel in Zusammenhang mit einer Herzinsuffizienz.

Von der obstruktiven Schlafapnoe sind Männer häufiger betroffen als Frauen: Etwa 13 Prozent der Männer und sieben Prozent der Frauen über 40 Jahre leiden darunter. Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Lebensalter. Gelegentlich kann das Syndrom auch bei Kindern und Jugendlichen auftreten. Generell wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen, da viele Betroffene ihr Schnarchen als harmlose, ungefährliche Erscheinung einstufen und keinen ärztlichen Rat einholen.

Symptome: Welche Beschwerden treten bei Schlafapnoe auf?

Die obstruktive Schlafapnoe kann sich durch unterschiedliche Symptome äußern. Als Leitsymptome werden folgende Beschwerden betrachtet:

  • ausgeprägte (abnorme) Tagesmüdigkeit
  • unregelmäßiges lautes Schnarchen

Weitere Symptome können unter anderem sein:

  • kognitive Beeinträchtigungen – zum Beispiel in Form von Konzentrations- oder Gedächtnisstörungen

  • depressive Verstimmungen

  • sexuelle Funktionsstörungen wie eine erektile Dysfunktion (Erektionsstörung)

  • nächtlicher Harndrang (Nykturie)

  • Herzrhythmusstörungen

  • morgendliche Kopfschmerzen

  • morgendliche Mundtrockenheit

Je nachdem, welche Symptome vorliegen, kann die Schlafapnoe in verschiedene Schweregrade eingeteilt werden: Von der latenten Form, bei der die Symptome sporadisch etwa nach vorherigem Alkoholkonsum auftreten, über eine mittelschwere Form mit regelmäßiger Einschlafneigung am Tage bis hin zu einer schweren Form, bei der es unter anderem zu einem chronischen Cor pulmonale (Lungenherz) kommt. Bei Letzterem handelt es sich um eine Rechtsherzschwäche, die durch den ständigen nächtlichen Sauerstoffmangel entsteht.

Ursachen: Wie kommt es zur obstruktiven Schlafapnoe?

Der Verschluss der oberen Atemwege wird hervorgerufen durch eine übermäßig erschlaffte Rachenmuskulatur in Verbindung mit dem Sog, der bei der Einatmung entsteht. Da die Atemwege komplett blockiert sind, kommt es zu einer Atemnot (Dyspnoe), die den Körper in Alarmbereitschaft versetzt: Die Herzfrequenz erhöht sich, der Blutdruck und die Muskelspannung steigen. Dadurch wird eine Weckreaktion (Arousal-Effekt) ausgelöst und die Atemwege öffnen sich wieder. Diese Wiederöffnung wird meist von ungewöhnlich tiefen Atemzügen und lauten Schnarchgeräuschen begleitet.

Es gibt bestimmte Risikofaktoren, die das Auftreten der Schlafapnoe fördern. Vor allem starkes Übergewicht (Adipositas) begünstigt die Entstehung: 80 Prozent der Betroffenen einer Schlafapnoe sind adipös.

Risikofaktoren auf einen Blick:

  • Übergewicht (Adipositas)
  • Nikotinkonsum
  • Alkoholkonsum
  • Schlaf- und Beruhigungsmittel
  • Rückenlage
  • Erkrankungen im Rachenraum
  • Anatomische Faktoren

Diagnose: Wie wird eine Schlafapnoe erkannt?

Häufig sind es nicht die Betroffenen selbst, die das unregelmäßige und laute Schnarchen bemerken, sondern die Partnerinnen und Partner. Betroffene begeben sich daher oft erst in Behandlung, wenn die Personen darum bitten, mit denen sie ihr Bett teilen. Als erste Anlaufstelle kann die hausärztliche Praxis dienen. Die Behandlung erfolgt in weiteren Fachbereichen – der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO) oder der Schlafmedizin.

Je nach ärztlicher Einschätzung kommen verschiedene Verfahren zur Diagnosestellung zum Einsatz:

  • Standardisierte Fragebögen: In solchen Fragebögen werden gezielt Fragen nach dem Schlafverhalten, der Befindlichkeit am Tag und möglichen Vorerkrankungen gestellt.

  • HNO-Untersuchungen: Um anatomische Veränderungen oder Erkrankungen im Rachenraum zu erkennen, werden in einer Praxis für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde entsprechende Untersuchungen durchgeführt.

  • Polygrafie: Die Polygrafie ist ein ambulantes Apnoe-Screening, das von vielen HNO-Praxen durchgeführt wird. Es werden dabei verschiedene Parameter erfasst, die zur Beurteilung der Schlafstörung dienen: Messung des Atemflusses mit einem Temperatur- oder einem Staudruck-Sensor, Messung von Atmungsanstrengung, Sauerstoffsättigung, Pulsfrequenz und Bestimmung der Körperlage.

  • Polysomnografie: Diese umfassende Untersuchung findet in einem Schlaflabor statt. Hierbei werden zum Beispiel Elektroenzephalogramm (EEG), Elektrookulogramm (EOG), Elektromyografie (EMG) und Elektrokardiogramm (EKG) durchgeführt. Außerdem werden der Atemfluss, die Atemanstrengung, die Sauerstoffsättigung, die Körperlage und die Lautstärke des Schnarchens erfasst.

Um das Ausmaß der Atemstörung zu ermitteln, wird der sogenannte Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) erstellt. Während der Begriff Apnoe für Atemstillstand steht, werden Episoden einer flachen Atmung mit einer deutlichen Reduktion des Atemstroms für mindestens zehn Sekunden während des Schlafs als Hypopnoen bezeichnet. Sie gehen mit einer Verminderung der Sauerstoffsättigung oder mit Weckreaktionen einher. Als krankhaft gelten folgende Werte:

  • mehr als 15 Apnoen und Hypopnoen pro Stunde Schlaf

  • mehr als fünf Apnoen und Hypopnoen pro Stunde Schlaf in Verbindung mit Symptomen oder Folgeerkrankungen

Behandlung: Welche Therapie hilft bei Schlafapnoe?

Unbehandelt kann die Schlafapnoe lebensbedrohliche Folgen haben, weshalb sie zwingend einer Therapie bedarf. Wie genau diese Therapie aussieht, richtet sich jedoch nach dem individuellen Fall.

Je nach Ursache können zum Beispiel folgende Behandlungen in Erwägung gezogen werden:

  • Gewichtsreduktion: Bei Adipositas wird eine Gewichtsabnahme angestrebt. Eine Reduktion des Körpergewichts von 20 Prozent kann den Apnoe-Hypopnoe-Index um bis zu 50 Prozent reduzieren.

  • Verbesserung der Schlafhygiene: Um andere auslösende Risikofaktoren zu beseitigen, können Veränderungen im Lebensstil hilfreich sein: keine schweren Mahlzeiten vor dem Schlafengehen, mit dem Rauchen aufhören, Alkoholkonsum reduzieren, einen regelmäßigen Schlafrhythmus etablieren. Begünstigt eine Rückenlage die Schlafapnoe, können mechanische Hilfsmittel wie eine Rückenrolle zum Einsatz kommen, um die Schlafposition zu verändern.

  • CPAP-Therapie (continuous positive airway pressure): Hierbei handelt es sich um eine apparative Behandlungsmethode, bei der ein gleichmäßiger Luftstrom die Atmung unterstützt. Das Beatmungsverfahren ist das Mittel erster Wahl bei einer obstruktiven Schlafapnoe und hat sich als äußerst wirksam erwiesen. Dazu wird eine Nasen- oder Vollgesichtsmaske während des Schlafes aufgesetzt, die kontinuierlich für eine Überdruckbeatmung sorgt. Wie hoch der Druck ist, wird individuell eingestellt. Neben den CPAP-Geräten sind weitere Varianten wie die BIPAP-Geräte (bilevel positive airway pressure) erhältlich: Sie kommen seltener zum Einsatz, lassen sich aber durch andere Funktionen sehr speziellen Bedürfnissen anpassen.

  • Anti-Schnarchschiene (Protrusionsschiene): In leichten Fällen – zum Beispiel bei normalgewichtigen Betroffenen mit rückenlagenbedingter obstruktiver Schlafapnoe – kann eine Kunststoffschiene verwendet werden, die den Unterkiefer vorverlagert und somit ein Zurücksinken des Unterkiefers verhindert.

  • Zungenschrittmacher: Der Zungenschrittmacher ist eine Alternative zur CPAP-Therapie, wenn diese aus bestimmten Gründen nicht infrage kommt. Der Schrittmacher hat die Aufgabe, den Zungennerv beim Einatmen im Schlaf zu stimulieren und so zu verhindern, dass die Zunge erschlafft, in den Rachen rutscht und die Atmung blockiert.

  • Chirurgische Therapie: Operative Eingriffe erfolgen in speziellen Fällen – zum Beispiel bei vergrößerten Gaumenmandeln. Auch anatomische Befunde – insbesondere, wenn sie eine andere Therapie unmöglich machen – können zu einer Operation führen. Sollte zum Beispiel die Nasenatmung behindert sein und eine CPAP-Therapie deshalb nicht toleriert werden, kann eine Operation zur Verbesserung erwogen werden.

Schlafapnoe: Welche Folgen kann das Schnarchen haben?

Schlaf hat eine wichtige Erholungsfunktion, die durch die Schlafapnoe eingebüßt wird. Denn die ständigen Weckreaktionen lassen Betroffene zwar nicht immer aufwachen, stören ihre Schlafqualität aber massiv. Dies kann sich auf unterschiedliche Weise auswirken und langfristig zu geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen führen. Diese reichen von Leistungsminderungen über Potenzstörungen bis zu einem erhöhten Blutdruck, dem Risiko für Arteriosklerose und einer vielfach erhöhten Gefahr für Schlafanfälle und Herzinfarkte.

Durch die Tagesmüdigkeit steigt zudem das Risiko, dass Betroffene bei monotonen Tätigkeiten wie dem Autofahren in einen Sekundenschlaf fallen. 25 Prozent aller tödlichen Autounfälle sind darauf zurückzuführen.

Schlafapnoe bei Kindern: Grund für nächtliches Einnässen?

Bei Kindern kann sich eine Schlafapnoe durch nächtliches Einnässen bemerkbar machen. Allerdings gilt: Bis zum fünften Lebensjahr ist Bettnässen völlig normal und nicht behandlungsbedürftig, wenn keine Grunderkrankung vorliegt. Selbst ein verspätetes Trockenwerden ist keine Ausnahme und stellt nicht automatisch einen Grund zur Sorge dar.

Um die Ursachen für späteres Bettnässen ausfindig zu machen, sollten sich Eltern ärztlich beraten lassen. Liegt tatsächlich eine Schlafapnoe vor, könnte diese bei Kindern zum Beispiel durch eine Tonsillenhyperplasie bedingt sein. Hierbei sind die Rachen- oder Gaumenmandeln ohne vorhandenen Infekt vergrößert und bilden ein Atemhindernis. Außerdem kann Übergewicht wie bei Erwachsenen auch bei Kindern ein begünstigender Faktor für Schlafapnoe sein.

Eltern sollten auf weitere Anzeichen einer Schlafapnoe achten und diese im ärztlichen Gespräch schildern. Solche Anzeichen können lautes Schnarchen, Tagesmüdigkeit oder auch ein, durch Müdigkeit bedingtes, überdrehtes Verhalten am Tag sein.

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