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Vor Lachen in die Hose machen

Giggle-Inkontinenz: Ursachen und was bei Lachinkontinenz hilft

Bei einer Giggle-Inkontinenz geht beim Lachen schwallartig Urin ab. Dieser ungewollte Harnverlust kommt bei Kindern vor – und kann für sie sehr belastend sein. Welche Ursachen dahinterstecken und was Eltern tun können.

Kinder lachen und spielen auf dem Sofa
© Getty Images/Catherine Falls Commercial

Die Giggle-Inkontinenz ist eine Form der Harninkontinenz. Sie wird auch als Lachinkontinenz bezeichnet, denn der Name Giggle-Inkontinenz leitet sich vom englischen Wort "giggle" (deutsch: kichern) ab. Die Lachinkontinenz kommt nur sehr selten vor – am ehesten betroffen sind junge Mädchen zwischen sechs bis zwölf Jahren.

Artikelinhalte im Überblick:

Harninkontinenz: Welche Formen gibt es?

Was ist eine Giggle-Inkontinenz?

Bei einer Giggle-Inkontinenz geht das Lachen buchstäblich in die Hose. Das heißt: Während oder nach intensivem Lachen kommt es zu einer unkontrollierbaren, oft vollständigen Entleerung der Blase – obwohl zuvor kein Harndrang verspürt wurde. Meist bestehen parallel keine weiteren Hinweise auf das Vorliegen einer Blasenfunktionsstörung. Die unwillkürliche Blasenentleerung findet ausschließlich beim Lachen statt.

Zu unterscheiden ist die Giggle-Inkontinenz von der Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz), bei der kleine Urinmengen abgehen, wenn der Druck innerhalb des Bauchraums beim Hüpfen, Husten oder Lachen erhöht ist. Der gelegentliche Abgang von geringen Harnmengen tagsüber ist bei jüngeren Kindern oder bei Kindern im Prozess des Trockenwerdens kein Grund zur Besorgnis, sondern in dieser Entwicklungsphase ganz normal. Bei Kindern ohne vorliegende Grunderkrankung wird im Allgemeinen erst ab einem Alter von fünf Jahren von einer behandlungsbedürftigen Harninkontinenz gesprochen.

Ursachen der Giggle-Inkontinenz – bisher nicht geklärt

Die Giggle-Inkontinenz wird nicht auf organische Ursachen zurückgeführt. Das bedeutet, es liegen zum Beispiel keine Fehlbildungen der Harnwege vor. Vielmehr scheint sich die Blase aufgrund einer zentralen Enthemmung schwallartig zu entleeren. Warum dies so ist, konnte bis heute jedoch nicht eindeutig geklärt werden. Es wird vermutet, dass es zu einer sogenannten Kataplexie kommt: Dies ist der akute, kurzzeitige Verlust der Muskelspannung (Muskeltonus). Die Giggle-Inkontinenz könnte dadurch entstehen, dass die Steuerung der Blasenkontrolle noch nicht vollständig ausgereift ist. Außerdem wird vermutet, dass eine genetische Veranlagung eine Rolle spielt: Es wurde beobachtet, dass es oft mehrere Fälle von Giggle-Inkontinenz innerhalb einer Familie gibt.

Diagnose: Giggle-Inkontinenz beurteilen lassen

Um den hohen Leidensdruck des Kindes zu minimieren, sollten Eltern rechtzeitig eine kinderärztliche Praxis aufsuchen und die Symptome schildern. Eine Weiterbehandlung in einer Praxis für Kinderurologie kann sinnvoll sein. Durch geeignete Untersuchungen werden gegebenenfalls Harnwegsinfekte, organische Ursachen oder weitere Blasenfunktionsstörungen ausgeschlossen. Hierzu dient zum Beispiel eine Beurteilung der Laborwerte, ein Ultraschall oder das Führen eines Protokolls zum Trink- und Toilettenverhalten.

Therapie der Giggle-Inkontinenz: Welche Behandlung hilft?

Mit zunehmendem Alter verschwinden die Beschwerden der Giggle-Inkontinenz rund um die Pubertät häufig spontan von selbst. Allerdings ist die Zeit bis dahin für das betroffene Kind oftmals eine schwere Belastungsprobe. Möglicherweise schämt sich das Kind stark und zieht sich zurück – aus Angst vor den Freunden zu lachen. Macht sich das Kind vor anderen in die Hose, kann es schlimmen Hänseleien ausgesetzt sein und es leidet eventuell unter einem geringen Selbstwertgefühl. Dies kann sowohl das Sozialleben als auch die Schulleistungen beeinträchtigen.

Welche Therapie bei der Giggle-Inkontinenz infrage kommt, richtet sich nach dem individuellen Fall. Unterstützende Therapien können zum Beispiel sein:

  • Beckenbodentraining: Das Beckenbodentraining soll dazu dienen, die Koordination der Muskeln zu schulen. Meist haben Mädchen im jungen Alter noch kein Bewusstsein für ihre Beckenbodenmuskulatur. Durch das gezielte Training wird erlernt, wie sich der Beckenboden aktiv anspannen und entspannen lässt.

  • Medikamente: Hilft das Beckenbodentraining nicht, kann in ärztlicher Absprache eine medikamentöse Therapie eingeleitet werden. Sogenannte Anticholinergika sind Medikamente, die zur Behandlung von Harninkontinenz eingesetzt werden. Wichtig ist, dass das Medikament für das Kindesalter geeignet ist und nach der vorgegebenen Dosierung eingenommen wird.

  • Inkontinenzhilfsmittel: Unterhosen, die speziell für inkontinente Kinder entworfen wurden, können in bestimmten Situationen – wie etwa einem Schulausflug – etwas mehr Sicherheit bieten. Die Slips sind so gestaltet, dass sie sich optisch nicht wesentlich von normaler Unterwäsche unterscheiden und trotzdem Urin auffangen. Beim Kauf sollte beachtet werden, für welche Art der Inkontinenz die Wäsche geeignet ist. Viele Slips halten nur bei leichter bis mittlerer Inkontinenz stand, bei der gelegentlich etwas Urin abgeht. Da sich die Blase bei der Giggle-Inkontinenz aber meist schwallartig entleert, muss der Slip diese größere Urinmenge aufsaugen können. Eltern sollten sich hierzu vorab beraten lassen.

  • Psychotherapie: Hat die Giggle-Inkontinenz psychische Auswirkungen auf das Kind, empfiehlt es sich, psychotherapeutischen Rat einzuholen. Das Kind sollte mit seinen Sorgen und Ängsten ernstgenommen und nicht allein gelassen werden.

Giggle-Inkontinenz bei Erwachsenen

Die Giggle-Inkontinenz ist eine sehr seltene Form der Inkontinenz. Dennoch kann es in Einzelfällen vorkommen, dass die Lachinkontinenz auch im Erwachsenenalter auftritt – etwa aufgrund einer überaktiven Blasenaktivität beim Lachen. Für betroffene Personen gilt in erster Linie die gleiche Empfehlung wie für Kinder: eine fachärztliche Praxis aufsuchen und die Ursachen abklären lassen.

Zur Inkontinenz-Therapie bei Erwachsenen ist zudem Botulinumtoxin A (Botox) zugelassen. Das Nervengift wird an verschiedenen Stellen in den Detrusormuskel (Muskulatur zur Austreibung der Harnblase) injiziert, um dessen Überaktivität zu hemmen. Diese Methode kann zum Beispiel zur Behandlung einer Reizblase in Erwägung gezogen werden. Ob sie auch bei der Giggle-Inkontinenz eines Erwachsenen sinnvoll ist, muss im individuellen Fall abgeklärt werden.

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