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Unterwegs mit Inkontinenz

Blasenschwäche: Checkliste für den Urlaub

Lange Autofahrten, plötzlicher Stau oder hygienisch fragwürdige Toiletten: Urlaubsreisen können für Menschen mit Harninkontinenz oder überaktiver Blase schwierig werden. Gute Planung inklusive Urlaubscheckliste schaffen jedoch Abhilfe.

Paar im Urlaub
© Getty Images/Westend61

Kaum ein Mensch mit Blasenschwäche, der eine solche Situation noch nicht erlebt hätte: Eine lange Autofahrt, das Ziel ist nahe, die Blase meldet sich zwar schon, doch noch ist alles im Griff. Da bildet sich auf einmal ein Stau – und plötzlich werden Minuten zu Stunden. Wenn alles schief läuft, wird der Druck am Ende zu groß und der Urin kann nicht mehr gehalten werden, es kommt zum Einnässen.

Es gibt Betroffene, die wegen ihrer Inkontinenz keine längeren Reisen mehr unternehmen. Doch mit konsequenter Behandlung und dem Einsatz von Hilfsmitteln können Menschen mit Blasenschwäche mobil bleiben.

Welche Inkontinenzprodukte gibt es?

Behandlungsmöglichkeiten bei Blasenschwäche ausschöpfen

Viele Betroffene wissen, wie lange sie ohne Toilettengang durchhalten können und richten ihre Lebensführung nach diesem Intervall aus. Sie stellen sicher, dass sie in regelmäßigen Abständen Wasser lassen können oder treffen mit Hilfsmitteln wie Inkontinenzeinlagen (Vorlagen), Pants oder Windeln Vorsorge, damit es nicht zu unangenehmen Zwischenfällen kommt. Neben einem breiten Spektrum an Hilfsmitteln, gibt es verschiedene Behandlungsmethoden bei Inkontinenz. All das ermöglicht es Betroffenen, am Alltagsleben teilzunehmen und nach Herzenslust in den Urlaub zu fahren.

Bei Kontinenzproblemen sollten insbesondere das Beckenbodentraining und Blasentraining sehr ernst genommen werden, denn eine trainierte Blase bedeutet größere Freiheiten. Mit dem*der behandelnden Arzt*Ärztin und dem Sanitätshaus kann besprochen werden, welche Hilfsmittel für die jeweilige Lebenssituation am besten geeignet sind. Bei medikamentöser Behandlung sollte die Einnahme der Mittel auch im Urlaub beachtet werden.

Urlaub vorbereiten: Inkontinenzeinlagen immer dabei haben

Ist die Blasenschwäche bekannt und es stehen längere Fahrten ohne Toilettenzugang an, rückt eine gute Vorbereitung in den Vordergrund. Betroffene sollten abwägen, welcher Aufwand angesichts ihres Inkontinenzrisikos angemessen ist. So mag es für manche Menschen übertrieben erscheinen, auch für kurze Urlaubsfahrten Inkontinenzeinlagen, Pants, Windeln oder Katheter einzusetzen, selbst wenn es im Berufsverkehr gelegentlich zu Staus kommt. Für andere wiederum kann diese Vorsorge bei der Urlaubsreise unverzichtbar sein, um entspannt anzukommen – vor allem, wenn es zum Stau kommt.

Möglichst unmittelbar vor Fahrtantritt sollte die Blase noch einmal entleert werden. Auch während einer Reise kann es empfehlenswert sein, jede Gelegenheit zum Toilettenbesuch zu nutzen – selbst wenn gerade kein Harndrang besteht. Ein guter Tipp ist es, zur Sicherheit auf jede Fahrt eine Windel mitzunehmen.

Wichtig für die Anreise ist eine schnell erreichbare Toilette. Planen Sie bei längeren Autofahrten bewusst Pausen auf Raststätten mit Toiletten ein. Dabei hilft Ihnen eine zuverlässige Autokarte. Reisen Sie mit dem Flugzeug an? Dann bestehen Sie bei der Reservierung auf einen Platz nahe der Toilette, am besten am Gang. Bei Busreisen sollten Sie in Erfahrung bringen, ob der Bus eine Toilette besitzt und wie viele Reisende sich diese teilen werden.

Gut ausgestattete Reiseapotheke ist Pflicht

Klären Sie mit Ihrer Apotheke, ob es die üblichen Inkontinenzprodukte an Ihrem Urlaubsort gibt. Sind Sie wegen Blasenschwäche auf Medikamente angewiesen? Denken Sie an einen Urlaubsvorrat. Verteilen Sie diesen bei Flugreisen je nach Bedarf auf das Handgepäck, falls Ihr Gepäck verspätet ankommt. Eine gut ausgestattete Reiseapotheke ist bei Inkontinenz Gold wert. Denken Sie an Medikamente gegen Harnwegsinfektionen und gegen Durchfall.

Gerade bei Reisen ins Ausland lässt sich vorab nicht immer klären, ob die benötigten Hilfsmittel am Zielort erhältlich sind. Im Zweifelsfall ist es dann ratsam, den Bedarf für die gesamte Reisedauer von zu Hause mitzubringen.

Auch wenn gerade keine Toilette in Aussicht ist: immer genügend trinken. Schränken Sie Ihre Trinkmenge nicht ein, damit Sie sich Toilettengänge sparen. Gerade in warmen Ländern und bei körperlicher Aktivität braucht der Körper mehr Flüssigkeit. Bekommt er sie nicht, drohen schwere Kreislaufprobleme bis hin zum Kollaps.

Schwimmen bei Blasenschwäche

Vor allem im Sommer fällt es schwer, wegen einer Blasenschwäche aufs Schwimmen zu verzichten. Um das Badevergnügen zu genießen, schauen Sie, wo in der Nähe des Schwimmbeckens oder der Badestelle die Toiletten sind. Mittlerweile gibt es bei Inkontinenz spezielle Badebekleidung mit einem eingearbeiteten Slip. Verwenden Sie ruhig zusätzlich eine Einwegbinde. Zudem muss generell auch bei Harninkontinenz nicht auf Sport verzichtet werden.

Unterkühlungen – hervorgerufen durch nasse Badesachen oder bauchfreie Mode – schwächen die Abwehrkräfte des Körpers. Die Infektanfälligkeit steigt. Krankheitserregern gelingt es damit leichter, in den Körper einzudringen. Sie erhöhen das Risiko einer Harnwegsinfektion, die eine Inkontinenz verstärken kann.

Blasenschwäche: Checkliste für den Urlaub

Je besser geplant der Urlaub ist, desto sorgenfreier wird er. Diese Checkliste fasst alle wichtigen Vorbereitungen zusammen:

  • Braucht man eine Toilette häufig, sind Reiseländer mit gutem Hygiene-Standard zu empfehlen. Doch auch bei leichteren Formen von Blasenschwäche ist es ratsam, sich über die sanitären Zustände im Urlaubsland zu informieren.

  • Auch während der Reise muss es möglich sein, schnell eine Toilette zu erreichen. Bei längeren Autofahrten lassen sich Pausen mit Raststätten planen. Bei einer Flugreise empfiehlt es sich, Sitzplätze in Nähe der Toilette zu reservieren.

  • Auch genügend Kleingeld für die Toilette gehört in die Tasche. Das spart eine Menge Zeit, wenn es die Blase besonders eilig hat.

  • Ins Reise-Handgepäck gehören Inkontinenzeinlagen und Ersatz-Unterwäsche. Auch ein Einmalwaschlappen leistet gute Dienste. Das gilt übrigens auch für Ausflüge am Urlaubsort selbst.

  • Ob es die gewohnten Inkontinenzartikel am Urlaubsort gibt und wie die Produkte dort heißen, lässt sich am besten noch zu Hause gemeinsam mit der Apotheke klären.

  • Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, braucht ebenfalls genügend Vorrat für den Urlaub. Eine kleine Reserve im Handgepäck ist sinnvoll für den Fall, dass sich die Koffer verspäten.

  • An angemessene Kleidung denken, denn auch in warmen Ländern können die Abende kühl werden. So lassen sich Blasenentzündungen verhindern.

  • Eine gut ausgestattete Reiseapotheke lindert vor Ort viele Beschwerden, die sich anderenfalls zu einem echten Problem auswachsen könnten, wie zum Beispiel Durchfall.

  • Im Urlaub genügend trinken: Es liegt nahe, die Trinkmenge einzuschränken, um seltener auf die Toilette zu müssen. Doch dies ist auch bei Blasenschwäche keine gute Idee. Denn in warmen Ländern und bei körperlicher Aktivität braucht der Körper mehr Flüssigkeit. Vermeiden sollte man besonders vor Ausflügen und am Abend harntreibende Getränke wie Mineralwasser mit Kohlensäure, Kaffee oder schwarzen Tee.

Und wenn doch einmal etwas schief geht?

Viele Menschen mit Blasenschwäche haben schon einmal erlebt, dass trotz aller Vorkehrungen jede Hilfe zu spät kam – womöglich noch in der Öffentlichkeit. Eine solche Situation mag zwar peinlich sein, doch mehr Erwachsene als gemeinhin bekannt, haben Blasenprobleme und waren selbst schon einmal von einem entsprechenden Malheur betroffen.

Toiletten lassen sich nun einmal nicht herbeizaubern, und nicht immer können alle Eventualitäten bedacht werden. Es gilt dann abzuwägen, wie am besten mit der Misere umgegangen werden kann. Vielleicht ist es tragbarer, öffentlich oder halböffentlich Wasser zu lassen, als den restlichen Tag in eingenässter Kleidung verbringen zu müssen? Viele Menschen werden auch zur Hilfe bereit sein, etwa als Sichtschutz, wenn das Problem offen angesprochen wird.

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