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Hoher Leidensdruck

Chronische Blasenentzündung: Was hilft bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten?

Kaum ist die eine Blasenentzündung ausgeheilt, meldet sich schon die nächste: Besonders Frauen leiden häufig unter chronisch-wiederkehrenden Harnwegsinfekten, oftmals über Jahre hinweg. Der Leidensdruck ist bei vielen sehr groß. Alles über Ursachen, Diagnose und warum eine Impfung Abhilfe schaffen kann.

Chronische Blasenentzündung
© Getty Images/globalmoments

Bei mindestens drei Blasenentzündungen pro Jahr oder zwei Harnwegsinfekten binnen sechs Monaten, sprechen Fachleute von einer rezidivierenden Harnwegsinfektion. Mindestens fünf Prozent der Frauen sind davon betroffen, oft dauert es Jahre bis diese richtig behandelt werden.

Artikelinhalte im Überblick:

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Welche Symptome sind typisch?

Die Symptome einer chronisch-wiederkehrenden Harnwegsinfektion unterscheiden sich nicht von denen, die bei einer akuten Blasenentzündung auftreten.

Häufige Symptome sind:

  • Brennen beim Wasserlassen
  • Tröpfchenweise Urinabgabe
  • Bauchschmerzen
  • Blut im Urin (Hämaturie)
  • Trüber Urin
  • Manchmal vorübergehende Harninkontinenz
  • Allgemeines Krankheitsgefühl

Oft fühlen sich Betroffene auch müde. Kommen Fieber und Schmerzen im Bereich der Nierengegend hinzu, ist dies ein Hinweis, dass der Infekt bereits die oberen Harnwege – also Nieren und Harnleiter – befallen hat. Dann ist schnelles Handeln notwendig: Eine Nierenbeckenentzündung kann schwerwiegende Folgen wie eine Blutvergiftung haben.

Chronische Blasenentzündung: Ursachen und Risikofaktoren

Frauen sind häufiger von einer Blasenentzündung betroffen als Männer, Grund hierfür ist die Anatomie. Die räumliche Nähe von Anal- und Genitalbereich sowie eine deutlich kürzere Harnröhre schaffen ideale Bedingungen für die Verschleppung von Darmkeimen in die unteren Harnwege. Dort können sie sich vermehren, die Schleimhäute reizen und bis in die Nieren aufsteigen.

In den meisten Fällen liegt eine bakterielle Infektion vor, manchmal lösen auch Viren, Pilze oder Parasiten die Entzündung aus. Bis zu 80 Prozent der Harnwegsinfektionen gehen auf den Erreger Escherichia coli zurück, ein Darmbakterium. Etwa 50 Prozent der Frauen erleiden einmal in ihrem Leben einen Harnwegsinfekt. Kommt es allerdings zu chronisch-wiederkehrenden Entzündungen der Harnwege, ist eine dringende Ursachenklärung notwendig.

Ursachen und Risikofaktoren für rezidivierende Harnwegsinfektionen:

  • Nieren- und Blasensteine
  • Infektion mit Chlamydien, Myko- oder Ureaplasmen
  • Diabetes mellitus
  • Immunschwäche
  • Verkürzte oder verengte Harnröhre
  • Blasensenkung (Zystozele)
  • Blasentleerungsstörungen
  • Häufig wechselnde Sexualpartner*innen
  • Entzündungen der Scheide (Kolpitis)
  • Schwangerschaft
  • Schleimhautdefekte, welche die Ansiedelung von Keimen begünstigen

Auch können antibiotika-resistente Keime hinter häufig wiederkehrenden Harnwegsinfekten stecken.

Diagnose: Welche Untersuchungen sind notwendig?

Zunächst ist die Wahl der*des richtigen Fachärztin*Facharztes wichtig, die Diagnose und Abklärung der Ursachen sowie die Behandlung gehören in den Fachbereich der Urologie. Ein*e Gynäkolg*in oder Hausärztin*Hausarzt kann zwar die erste Anlaufstelle sein, jedoch sind diese nicht auf Harnwegsinfektionen spezialisiert.

Bei der Anamnese werden bestimmte Risikofaktoren wie Vorerkrankungen, Häufigkeit der wiederkehrenden Infektionen sowie wechselnde Sexualkontakte erfragt. Auch eine Schwangerschaft und Operationen am Urogenitaltrakt sind hierbei von großer Relevanz.

In der Regel schließt sich eine Laboruntersuchung an. Der Urin wird auf Entzündungsmarker wie Leukozyten und Nitrit untersucht. Oft wird Mittelstrahlurin verwendet, manchmal auch Katheterurin: Dabei wird Urin mittels eines Katheters direkt aus der Blase entnommen. Dies hat den Vorteil, dass die Probe nicht durch Keime verunreinigt wird, welche auf der umliegenden Haut sind.

Sinnvoll ist ein gynäkologischer Abstrich auf sexuell-übertragbare Erreger wie Chlamydien, um eine Infektion auszuschließen. Es sollte auch eine Bakterienkultur angelegt werden, um den Keim, der die Entzündung verursacht, sicher identifizieren zu können. Dabei kann auch ein Sensitivitätstest auf verschiedene Antibiotika gemacht werden, um dann gezielt behandeln zu können und Resistenzen auszuschließen beziehungsweise zu verhindern.

Zudem kann eine Ultraschalluntersuchung der Blase und Nieren ratsam sein, um eventuelle Veränderungen und Anomalien wie etwa eine Blasensenkung sichtbar zu machen. Auch eine Blasenspiegelung ist manchmal notwendig (Zytoskopie).

Abgegrenzt werden muss die chronisch-wiederkehrende Blasenentzündung von der interstitiellen Zystitis, bei der keine Infektion durch Bakterien, Pilze oder Viren vorliegt.

Wie werden wiederkehrende Harnwegsinfektionen behandelt?

Wichtig bei Harnwegsinfektionen ist eine Erhöhung der Trinkmenge, um Keime auszuspülen. Mindestens zweieinhalb Liter ungesüßte Flüssigkeit wie Wasser oder Tee sind ideal, Kaffee und Alkohol ist in der Regel zu meiden.

Außerdem wird Ruhe und Wärme empfohlen. Gegen die Schmerzen und Entzündung hilft Ibuprofen. Einer Studie zufolge zeigen nach dreimal täglicher Einnahme von 400 Milligramm über drei Tage hinweg bis zu 70 Prozent der Teilnehmerinnen nach einer Woche keine Symptome mehr. Besonders, wenn keine komplizierenden Faktoren vorliegen, kann zunächst auf die Antibiose verzichtet und auf Ibuprofen und gängige Hausmittel gesetzt werden.

Welche Faktoren bei komplizierten Harnwegsinfektionen vorliegen:

  • Beteiligung der Harnleiter und Nieren mit Flankenschmerzen, Fieber, Schüttelfrost
  • Bestehende Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus
  • Blasenentzündung bei Männern und Kindern
  • Während der Schwangerschaft
  • Immunschwäche
  • Nach einer Operation des Urogenitaltraktes
  • Anatomische Anomalien wie eine verengte Harnröhre
  • Anhaltende Beschwerden seit mehr als 14 Tagen

Die Anwendung von Ibuprofen bei unkomplizierten Harnwegsinfekten soll die Verschreibung von Antibiotika reduzieren und Resistenzbildung vorbeugen, da gerade bei häufiger Einnahme das Risiko einer Resistenzbildung groß ist.

Allerdings ist in einigen Fällen eine Antibiotikaeinnahme unausweichlich. Sinnvoll ist es deshalb in jedem Fall bei den ersten Symptomen, den Urin im Labor untersuchen und vor allem eine Bakterienkultur anlegen zu lassen, so kann im Falle einer notwendigen antibiotischen Behandlung gezielt ein Wirkstoff verschrieben werden.

Besonders bei komplizierten Harnwegsinfekten muss schnell gehandelt und eine antibakterielle Therapie eingeleitet werden. Das gilt auch bei starken Symptomen und dem Vorliegen von Entzündungsmarkern im Urin.

Prophylaxe: Dem nächsten Harnwegsinfekt vorbeugen

Bei häufig-wiederkehrenden Harnwegsinfekten ist die Lebensqualität von Betroffenen oftmals stark eingeschränkt. Die Angst vor der nächsten Blasenentzündung führt zu Verhaltensänderung und Vermeidungsverhalten. Für manche bedeutet das: kein Sex, kein Schwimmbad und das Meiden öffentlicher Toiletten.

Deshalb ist ein wichtiger Aspekt in der Behandlung von rezidivierenden Harnwegsinfektionen nicht die Behandlung einer akuten Entzündung, sondern die Prävention weiterer Infektionen.

Wichtig sind dabei zunächst die Einhaltung bestimmter Verhaltens- und Hygienemaßnahmen, wie etwa:

  • Genügend trinken: Mindestens eineinhalb Liter pro Tag sollten an Flüssigkeit aufgenommen werden.

  • Normalgewicht halten: Übergewicht stellt ein Risiko für die Entstehung von Blasenentzündung dar, weshalb es sinnvoll ist, bei bestehender Adipositas und ständig wiederkehrenden Harnwegsinfekten abzunehmen.

  • Toilettenverhalten: Die Blase sollte regelmäßig entleert werden, um der Vermehrung von Keimen entgegenzuwirken, insbesondere nach dem Geschlechtsverkehr. Nach dem Toilettengang immer von vorne nach hinten abwischen oder besser vorsichtig trockentupfen, um die Verschleppung von Darmkeimen in die Harnröhre zu vermeiden. Po-Duschen können helfen, Keime nach dem Stuhlgang besser zu entfernen als Toilettenpapier.

  • Auskühlung vermeiden: Kälte schwächt das Immunsystem, deshalb sollte stets auf warme Kleidung geachtet werden, um eine Unterkühlung zu vermeiden.

  • Intimhygiene: Der Intimbereich sollte nicht mit aggressiven Seifen und Duschgelen gereinigt werden, diese können dem empfindlichen Milieu dort schaden. Wasser und eine milde Intimwaschlotion reichen aus. Von Intimsprays ist eher abzuraten, auch Badezusätze können das Intimmilieu stören.

  • Verhütung: Bestimmte Verhütungsmethoden erhöhen das Risiko für die Entstehung von Harnwegsinfekten, darunter Spermizide oder Verhütungsspiralen sowie -Ketten. Kondome hingegen verringern das Risiko.

  • Sexualkontakte: Häufig wechselnde Partner*innen stellen ein Risiko für Harnwegsinfekte dar.

  • Hände waschen: Nicht nur nach dem Toilettengang, sondern auch davor sollten die Hände gründlich gewaschen werden.

  • Unterwäsche: Die Unterwäsche sollte heiß gewaschen werden können und aus atmungsaktiven Stoffen wie Baumwolle hergestellt sein. Vom Tragen bestimmter Slips wie etwa „Strings“ ist eher abzuraten: Sie liegen direkt dem After an und können Keime in dem Intimbereich einbringen.

Impfung gegen chronische Blasenentzündung

Auch wenn es sich bei Harnwegsinfekten in der Regel um bakterielle Infektionen handelt, gibt es die Möglichkeit einer Impfung. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten:

  • die orale Einnahme des Immunprophylaktikums (UroVaxom®) über drei Monate hinweg

  • drei Injektionen mit einem Blasenentzündungs-Impfstoff mit jeweils einer Woche Abstand und einer Auffrischungs-Imüpfung nach einem Jahr (StroVac®)

Die Impfstoffe sind gut erprobt und zugelassen, es gibt allerdings keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO), weshalb gesetzliche Krankenkassen die Kosten in der Regel nicht übernehmen und Betroffene die Prophylaxe selbst zahlen müssen.

Antibiotische Langzeit-Prophylaxe bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen

Als sehr wirksam in der Prophylaxe wiederkehrender Blasenentzündungen stellt sich die langfristige Einnahme niedrig-dosierter Antibiotika heraus. Die verschiedenen Wirkstoffe wie Fosfomycin und Nitrofurantoin werden dann in der Regel über drei bis sechs Monate eingenommen. Empfohlen wird die dauerhafte antibiotische Therapie zur Vorbeugung jedoch erst, wenn anderen Maßnahmen erfolglos blieben.

Pflanzliche Helfer bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten

Unterstützend zur Vorbeugung können auch einige Phytotherapeutika eingenommen werden, bewährt hat sich zudem der Einfachzucker Mannose. Dieser verhindert, dass sich Kolibakterien an der Blasenwand anheften können. Präparate gibt es in der Apotheke und Drogerie.

Pflanzliche Wirkstoffe, die sich bei chronischer Blasenentzündung bewährt haben:

  • Bärentraubenblätter
  • Kapuzinerkresse
  • Meerrettichwuzel
  • Cranberry-Extrakt
Blasenentzündung: Hausmittel und Helfer aus der Natur
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